Preisverleihung
Der diesjährige Chamisso-Preis Dresden wurde am Freitag, den 23. September 2022, an die Schriftstellerin Katerina Poladjan verliehen. Der Preisverleihung vorangestellt waren Vorträge von Frau Richterin am Bundesverfassungsgericht Prof. Dr. Christine Langenfeld und dem Vorstand des Bildung und Gesellschaft e.V. Herrn Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Walter Schmitz. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt die Literatur-Redakteurin Anne-Dore Krohn (rbb).
Foto: Anne Kowalski @ buero moos
Der diesjährige Chamisso-Preis Dresden wurde an die Schriftstellerin Katerina Poladjan am 23. September 2022 im St. Benno-Gymnasium Dresden verliehen.
Der Preis ist mit 5.000,- EUR dotiert.
Aus der Laudatio auf Katerina Poladjan von Anne-Dore Krohn, Literaturredakteurin beim rbb
Ein weites Spielfeld: Katerina Poladjan, Chamissos Wale und die Freiheit des Erzählens.
„In Katerina Poladjans Roman Zukunftsmusik begegnen wir einer Vergangenheit, die sich nichtentfaltet, verwirklicht oder bewährt hat. Einer Vergangenheit, die viele einst für die Zukunft hielten. Der Roman dagegen entfaltet sich unmittelbar, sobald man ihn zu lesen beginnt. [...] Zukunftsmusik, Katerina Poladjans vierter Roman, ist eine große, kluge, wohlklingende Komposition. Und dazu ein durchdachtes Spiel. Dem Roman geht ein Motto voraus: „Igrajem“. Spielen wir. Und das tut sie: Die Personen sind ihre Spielfiguren, die Sprache ihr Würfel. Der ganze Roman ein Spielfeld. Mit unendlichen Möglichkeiten, mit unendlicher Freiheit.“
Aus der Dankrede von Katerina Poladjan zur Verleihung des Chamisso-Preises :
„Ich habe das große Glück, in einer Sprache schreiben zu dürfen, die eine Fremdsprache für mich war. Und diese fremde Sprache, die ich sprechen darf, in der ich schreiben darf, ist nie ganz meine, auch wenn ich sie heute besser beherrsche als meine Muttersprache. Die Sprache gehört mir nicht, sie ist geborgt, und da sie mir nicht gehört, kann ich keine Besitzansprüche erheben. So bleibt diese geheimnisvolle Fremdheit zwischen uns. Wie in einer Liebesbeziehung.“
Die Preisträgerin Katerina Poladjan, geboren 1971 in Moskau, stammt aus einer Künstlerfamilie armenischer Herkunft. Sie kam Ende der 1970er Jahre nach Deutschland; war Schauspielerin und ist Schriftstellerin, schreibt Essays, Romane und Theatertexte. Sie hat mit ihren vier Romanen einen neuen, eigenständigen Ton in die deutschsprachige Literatur gebracht, schwebend zwischen Geschichte und Fiktion. Die Lebensgeschichte öffnet sich zur Geschichte der Familie, zur Vorgeschichte unserer Gegenwart, zur Geschichte des mörderischen 20. Jahrhunderts; die Erzählerinnen bewegen sich zwischen der Welt ihrer Herkunft – Sowjetrussland, Armenien – und suchen nach einer Wahrheit, die es nicht gibt, und Heimat, die sich nur der Hoffnung zeigt. Sie nimmt ihre Leserinnen und Leser mit auf die „Suche nach einer Sprache, die in der Vergangenheit eine Spur der Zukunft entdeckt“ (Katrin Schumacher, Jurymitglied). Der Chamisso-Preis würdigt diese große Literatur deutscher Sprache – jenseits nationaler Einsinnigkeit.